Schlechtes Wasser – Lebensmittelvergiftung in Norwegen
Ist das Wasser trinkbar?
Die erste große gesundheitliche Herausforderung traf uns am Ende unserer zweiten Norwegenwoche: Eine Lebensmittelvergiftung aufgrund von schlechtem Wasser. Wir campierten mitten im Wald an einer eher ungünstigen Stelle. Die einzige Wasserquelle war ein mickriger Bach, der mehr stand, als dass er floss. Ist das Wasser trinkbar? Vielleicht…Es ist nicht die beste Quelle, aber da wir müde waren, blieben wir dort und zogen nicht weiter. Jonathans Flaschen waren alle leer und so füllte er diese am Bach auf.
Abends gab es Nudeln mit Dosenfisch. Wir genossen es neue Energie zu bekommen.
Bis dahin war alles gut und wie gewohnt.
Bis alles raus kam
Um kurz vor Mitternacht musste Jonathan schnell aus dem Zelt. Ihm war total schlecht. Er übergab sich. Wir dachten, er hätte den Fisch nicht so gut vertragen. Schlecht dürfte dieser allerdings nicht gewesen sein, da mit meiner Verdauung alles normal war. Also trank er etwas, nahm 2 Kohletabletten sowie Heilerde und legte sich wieder schlafen. Nach 1,5 Stunden verließ Jonathan erneut schnell das Zelt. Ich ahnte es schon: es kam wieder alles raus. Das wiederholte sich noch zweimal, bis wir auf die Idee kamen, dass es am Wasser liegen könnte.
Dankbarerweise hatte ich bisher noch nichts von diesem Wasser getrunken, da ich noch ein bisschen von der vorherigen Quelle hatte. Jonathan ging es immer schlechter. Er bekam Fieber und hatte kaum noch Energie. Ich durfte kein Wort über Essen verlieren, da sonst wieder alles hoch gekommen wäre. Mein restliches gutes Wasser war fast leer.
Auf der Suche nach frischem Wasser
Um 4.30Uhr packte ich unser Drybag mit allen 6 Wasserflaschen, nahm Jonathans Handy mit der WanderkartenApp und zog los, um frisches, gutes Wasser zu finden. Es war ein unschönes Gefühl Jonathan allein im Zelt, mitten im Wald, fernab von der Zivilisation zu lassen. Aber er brauchte dringend frisches Wasser. Jeder Schritt wurde von Gebeten begleitet und gleichzeitg versuchte ich nicht in eine Sorgenspirale zu fallen. Nach 3,5km erreichte ich einen breiten, stark fließenden Fluss. Ich probierte das Wasser und füllte daraufhin alle 6 Flaschen auf. Nun ging es in noch schnellerem Tempo zurück zu Jonathan.
113 – Ferndiagnose
Als ich um kurz vor 7 Uhr ankam, musste sich Jonathan dann das letzte Mal übergeben. Er war so dankbar für das frische Wasser. Zwar konnte er nur Mikro-Schlücke nehmen, aber besser als gar nichts. Da uns beiden die Situation, alleine mitten im Wald, nicht ganz geheuer war, rief ich beim Notarzt an. Nach Einschätzung der Ärztin sollten wir bis Mittag warten und beobachten, wie es sich entwickelt. Vor allem sollte er Wasser und irgendeine Form von Energie zu sich nehmen. Sicherheitshalber kochte ich das gute Wasser ab, damit wir bei seinem geschwächten Magen kein Risiko eingehen. Jonathan schlief viel.
Der Appetit kommt zurück
Am Nachmittag hatte Jonathan Hunger auf einen geschälten Apfel. Wie ich mich über diese Aussage von ihm gefreut habe. Es schien seinem Körper besser zu gehen. Im Laufe des Tages konnte er immer mehr trinken und aß noch ein paar Magen-Darm schonende Datteln. Schritt für Schritt ging es bergauf. Obwohl er schon tagsüber so viel schlief, konnte er in der folgenden Nacht durchschlafen. Am nächsten Morgen ging es ihm schon enorm besser. Gott sei Dank dafür!
Was tun bei Lebensmittelvergiftung
Wasser ist das wichtigste. Wenn kein gutes und frisches Wasser da ist, dann muss das vorhandenen mind. 3 Minuten abgekocht werden. Kohletabletten binden die schlechten Eindringlinge und Heilerde wirkt sich beruhigend auf den Magen aus. Damit der Körper wieder neue Kraft bekommt ist eine Lösung wie Elektrolyte gut. Ganz wichtig ist es, Ruhe zu bewahren und wenn nötig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Notfallnummer 113 war selbst im Funkloch erreichbar.
Kochen wir nun immer alles Wasser ab?
Die ersten Tage nach dieser Erfahrung haben wir noch häufiger Wasser abgekocht, damit Jonathans geschwächter Magen nicht zusätzlich belastet wird. Allerdings kostet es auf einer Trekking Tour viel Zeit für jeden 3l Trinkwasser (also insgesamt 6l bei einem Topf der ca. 1,5l fasst) am Morgen abzukochen. Schließlich muss das Wasser noch abkühlen bevor es in unsere Hartplastik-Trinkflaschen kommt. Als es Jonathan wieder richtig gut ging haben wir die Wasserquellen auf ihre Verträglichkeit abgeschätzt. Dabei galt es folgende Fragen zu beachten:
Ist das Wasser klar?
Fließt das Wasser schnell genug?
Wie breit ist der Bach?
Sind in der Nähe Schafe, Ziegen, etc., die mit ihrem Kot das Wasser verunreinigen könnten?
Seitdem hatten wir keine Wasserprobleme mehr, haben aber auch nicht mehr aus einem solchen mickrigen Bach getrunken.
Psalm 23
Für uns war dieses Erlebnis eine krasse Glaubenserfahrung, die uns näher zusammen geschweißt hat. Wir waren Gott dankbar, dass er trotz der ungünstigen Situation alles zum Guten gewendet hat. Außerdem merkten wir, dass selbst in so negativen Situationen es noch mind. 1 Sache gibt, um dankbar zu sein. Diesen Blick dafür zu bekommen wollen wir lernen und stets darin wachsen. Der bekannte Psalm 23 hat für uns eine ganz neue Bedeutung bekommen, da wir hautnah erlebten, wie lebenswichtig „frisches Wasser“ ist.