Auf einer thailändischen Beerdigung
Tod des Großvaters
Während Aew und ihre Familie auf Koh Samui unterwegs waren, ist leider ihr Großvater gestorben. 90 Jahre war er alt und seit 70 Jahren glücklich mit seiner Frau verheiratet. Er lebte in sehr einfachen, wir würden wahrscheinlich sagen, primitiven Verhältnissen. Aber er war glücklich und zufrieden. Wir bekamen erzählt, wie herzlich und gastfreundlich er war und welchen starken Zusammenhalt er und seine Frau hatten.
Aew’s Großvater ist ein Beispiel dafür, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein. Er hatte seine Frau und seine Familie um sich, mit der er in einer sehr guten Beziehung stand, er hatte eine Aufgabe, ein Dach über dem Kopf und täglich etwas zu essen. Und was meinen wir in der westlichen Welt alles zu brauchen, um glücklich zu sein? Die materiellen Dinge sind alle vergänglich. Was zählt sind die Beziehungen, die Reifung des Charakters und der Glaube.
Am Ende bleiben 2 Baht
Die buddhistische Beerdigung dauerte fünf Tage an und bestand aus verschiedenen Zeremonien. Am ersten Tag hat jeder der Familienangehörigen Wasser über die rechte Hand des Großvaters gegossen, als Zeichen zur Reinigung von schlechten Taten und Gedanken zwischen dem Verstorbenen und dem Lebenden. Am letzten Tag wurde der Körper schließlich verbrannt. Zuvor wurden 2 Baht Münzen in den Mund des Verstorbenen gelegt. Später finden sich diese in der Asche wieder. Diese Tradition verdeutlicht beeindruckend, dass der Mensch nichts von dieser Welt an materiellen Dingen mitnehmen kann.
Im Buddhismus glauben die Menschen, dass ihnen nichts gehört. Selbst ihre Haare und Knochen zerfallen am Ende und kehren zurück in die Natur. Das einzige was bleibt, sind die Folgen ihrer Taten und Worte. Diese Sichtweise hat uns beeindruckt und uns an unseren Glauben erinnert: wir werden auch keine materiellen Dinge mit in den Himmel nehmen, weshalb wir uns hier auf Erden auch himmlische Schätze sammeln sollen, die nicht von Motten oder Rost zerfressen werden.
Jeden Abend eine Art Leichenschmaus
Am ersten Abend hat uns Aew mit zur Beerdigungsfeier genommen. Wir wussten überhaupt nicht was uns erwarten wird und waren sehr gespannt. Kleidungstechnisch trägt man wie Deutschland schwarz, oder aber weiß. Fröhliche Farbtöne sollen nicht getragen werden. Wir erreichten den Ort und waren überrascht über das Treiben. Um die 200 Menschen saßen an Tischen, unterhielten sich, lachten und genossen gemeinsam das Essen. An jedem der fünf Abende übernimmt eine andere Person oder Familiengruppe die Kosten für die Speisen.
Wir wurden herzlich willkommen geheißen und unterhielten uns sehr gut mit einer thailändischen Englischlehrerin. Sie war ganz begeistert, als sie erfuhr, dass ich auch Lehrerin bin. Sie lud uns herzlich zu sich in den Unterricht ein, aber leider konnten wir der Einladung nicht nachkommen. Das Essen war sehr scharf und fast nur mit Fleisch. Zum Nachtisch gab es enorm gesüßte Linsen. Ein ziemliches Durcheinander für unsere Mägen. 😀
Glücksspiel oder andächtiges Trauern
Während alle Gäste an den Tischen saßen und aßen, fand im Gebäude neben an die Trauerzeremonie statt. Per Lautsprecher wurden die Worte der Mönche nach draußen zu uns übertragen. Allerdings sprachen die Mönche in einer (für die meisten) unverständlichen Sprache, nämlich indonesisch. Das erinnerte uns an die europäische Kirchgeschichte, wo es Zeiten gab in denen in einer für das Volk unverständlichen Sprache gepredigt wurde. Von den Gästen schien sich kaum jemand für die Worte der Mönche zu interessieren. Ein paar der Familienangehörigen saßen jedoch andächtig in der Trauerhalle.
Irgendwann bauten ein paar Einheimische Tische um und dann begannen sie Glücksspiele zu spielen. Auf einer Beerdigung! Das war für uns doch ziemlich überraschend. In der Trauerhalle befand sich der Sarg des Verstorbenen, umgeben von vielen bunten Lichtern, Schmuck und Buddha Statuen. Nach dem die Mönche mit ihrer Zeremonie fertig waren, begleitete die engere Familie die Frau des Verstorbenen nachhause. Während die Trauergäste keine für uns sichtbare Trauer zeigten, trauerten die engen Angehörigen um so mehr. Für Aew’s Großmutter war es natürlich am schwersten und ihre Familie unterstütze sie nun.
Erhu und Khlui
Während draußen weiter um Geld gespielt wurde, wurde in der Trauerhalle Musik gespielt, die der Verstorbene besonders gemocht hat. Wir durften ein paar Videos davon machen. Es war spannend zu sehen, welche Instrumente verwendet wurden. Eine Flöte mit dem Namen Khlui kam zum Einsatz. Sie zählt zu den traditionellen Instrumenten der thailändischen Kultur und weißt auf eine lange Geschichte zurück. Der Klang ist sehr angenehm, warm und zart. Meistens besteht das Instrument aus Bambus, was ihr ihren besonderen Klang verschafft.
Etwas gewöhnungsbedürftig für unsere Ohren war die aus China stammende Röhrenspießlaute mit dem Namen Erhu. Sie besteht aus zwei Saiten und wird mit einem Bogen gespielt. Der Klang ist sehr nasal und für unsere Ohren etwas beißend (was durch die schlechte Verstärkung mit einem herkömmlichen Mikrofon gesteigert wurde). Für uns war es ein spannendes Erlebnis auf einer thailändischen Beerdigung mit dabei sein zu dürfen, mitten unter den Einheimischen.
Ein Tag in Suratthani
Schon bald neigte sich unsere Zeit auf der Promsuwan Farm ihrem Ende zu. Aew’s Schwester und ihr Mann, der übrigens aus Belgien kommt, luden uns zu sich ein und so verbrachten wir noch einen Tag in Suratthani. Denn von hier sollte in der Nacht unser Zug nach Malaysia weiter gehen. Wir besuchten ein großes Einkaufszentrum, wo es einiges an Technik gab. Hier konnten wir für bisschen weniger Geld als sonst eine Festplatte kaufen. Das war auch dringend notwendig, da wir bei all dem Film- und Fotomaterial viel Speicher verbrauchen. 🙂
Vor dem Einkaufszentrum befand sich an dem Tag ein local Markt. Hier haben wir mit Aew’s Schwester und ihrem Mann Abend gegessen. Das war toll. Es gab fritierte Bananen, gekochten Mais, Nasi Goreng mit Ei und zum Nachtisch eine Ananas. Oh, das war köstlich. 😀 Wir unterhielten uns alle sehr gut miteinander. Es ging um den Sinn des Lebens, um Prioritäten, um Beziehung, um Familie und die Frage, was man braucht um glücklich zu sein. Es waren sehr gesegnete und bereichernde Gespräche.
Ein kleiner Rückblick
Wir denken gerne an die Zeit auf der Promsuwan Farm zurück. Es war für uns eine tolle Gelegenheit einen Einblick in das Leben der Einheimischen zu bekommen. Auch kamen wir so in Berührung mit dem „richtigen“ thailändischen Essen. Es gab also nicht, wie sonst für Touris Sandwich oder Pancake zum Frühstück, sondern zB. eine Suppe, oder etwas anderes mit Reis.
Die Aufgaben und vor allem die Gespräche haben unseren Horizont erweitert. Hierbei haben wir wieder gemerkt, wie wichtig es ist miteinander gut kommunizieren zu können. Bei Aew war es leider manchmal schwierig, da wir keine Sprache hatten, die beide Seiten gut beherrschten. Umso dankbarer waren wir für den regen Austausch mit Aew’s Schwester und ihrem Mann.
Folgendes Video ergänzt den Blogbeitrag:
Elisabeth & Hartmut
26. Oktober 2018 @ 22:59
Liebe Anne und Jonathan,
interessant für uns, wie eine thailändische Beerdigung abläuft.
Uns allen in der westlichen Welt muss viel bewusster werden, dass man die irdischen Reichtümer zurücklassen muss. Wir sollten alle vom Buddhismus lernen, dass zu einem glücklichen Leben menschliches Miteinander gehört und dieses Streben nach Reichtümern, Hast und Eile diesem abträglich ist.
So schenken wir schon immer z. B. unseren Töchtern und Enkeln und auch anderen Menschen Liebe, Zuwendung und viel Zeit. Dazu gehört auch ein freundliches Lächeln.
Liebe Grüße von euren Hallensern
reiseeinfachundlebe
28. Oktober 2018 @ 8:21
Hallo ihr lieben Hallenser, 🙂
Danke für euren Beitrag und eure weisen Worte. Vor allem Zeit miteinander zu verbringen ist wirklich so wichtig. Denn meistens ist ja Zeit das, was wir am wenigsten haben. Euer Gedanke mit dem Lächeln hat uns gut gefallen. Ein Lächeln ist so einfach weitergeschenkt und bewirkt so viel!
Wir möchten euch ganz herzlich danken für die großzügige Überraschung, die wir auf unserem Paypal Konto entdeckt haben. Vielen, vielen Dank dafür!
Wir wünschen euch alles Gute!
Eure Weltenbummler,
Jonathan und Anne