Regen, Erbsensuppe und Geduld – Hardangervidda
Zurück in der Natur
Unsere Tour im Hardangervidda Nationalpark beginnt. Wir wurden von einem Freund bis nach Garen mitgenommen und konnten zwischendurch unser Essen für die nächsten 3-4 Wochen einkaufen.
Nun sind die Rucksäcke wieder voll gepackt (und schwer) 😀 . Aber wir freuen uns draußen in der Natur zu sein und sind gespannt wie dieses Abenteuer im Hordaland verlaufen wird. Schon die ersten paar Kilometer waren beeindruckend: ein reißend fließender Fluss, eine abenteuerliche Brücke, weite Landschaft und Berge. Es war so schön am nächsten Morgen aus dem Zelt zu kriechen und solch gewaltige Schönheit zu sehen.
Optimiertes Essen, aber doch zu wenig
Beim Frühstück stellten wir fest, dass unser Müsli wohl doch nicht für 4 Wochen reichen wird. Wir werden die Tour also in 3 Wochen durchziehen müssen und hoffen, dass das Wetter mitspielt. Unsere restlichen Mahlzeiten haben wir im Gegenzug gut aufgewertet. So begleitet uns nun ein Plastikeimer Kokosfett sowie einige Packungen Hülsenfrüchte. Unsere Reisgerichte werden uns daher mehr sättigen und mit dem Currygewürz sogar sehr gut schmecken. Für den Kartoffelpüree sind wir mit Ei und Fisch ausgestattet. Als Highlight gönnen wir uns diesmal an jedem Tag was kleines Süßes.
Herausforderndes Wetter
Unsere sommerliche Norwegenzeit ist nun erstmal vorbei. Der Himmel ist mehr weiß als blau, häufig sogar grau. Erfrischende Temperaturen und kühler Wind sind unsere Wegbegleiter.
An einem Tag pustete der Wind so kräftig gegen unser Zelt, dass sich dieses ungesund nach innen wölbte. Laut WetterApp erreichte der Wind an diesem Tag die Sturmwarnungsstufe 8-10. Daher bauten wir unser Lager wieder ab und zogen weiter.
Teilweise war der Regen in dieser Woche so stark, dass wir schnell die Plane auspackten und darunter Regenschutz suchten. Bäume zum Unterstellen gibt es hier keine. Würden wir am Abend in eine Hütte einkehren, wäre das Wandern bei Regen und kaltem Wind nicht so schlimm. Aber im Zelt trocknet unsere Kleidung nur sehr schlecht und die Schuhe bleiben nass. Wir merkten, wie stark das Wetter eine solche Trekking Tour beeinflussen kann.
Praktisch bei den kühlen Temperaturen ist der sparsame Akkuverbrauch unserer Technik. So konnte Jonathan total akkusparend ein Video schneiden. 😉
Nasse Füße
Bei dem Wetter gehören nasse Füße wohl obligatorisch dazu. Nicht nur beim Wandern, dem Regen und den vielen feucht-triefende Sumpfgebieten werden die Schuhe nass. Bei dem feuchten Boden rutschten wir häufiger aus und wenn es ganz ungünstig war, dann landete einer mit dem Schuh im Fluss. Wenigstens wurden unsere Füße beim Wandern wieder warm. Es hatte sogar den Anschein, als würden unsere Socken durch die Wärme trocknen. 😀
Wanderpausen konnten wir uns in dieser Woche nicht so häufig gönnen, da uns sonst schnell kühl wurde. Daher lieber weiter ziehen und es dabei warm haben.
Hoch auf 1.200m
Am Ende der ersten Woche wartete ein großer Aufstieg auf uns. Es ging auf 1.200m hoch, vorbei an der bisher spärlichen Baumgrenze. Wir waren gespannt, welche neuen Perspektiven wir von dort oben haben werden. Reich gesegnet mit trockenem Wetter und Sonnenschein war der relativ steile Anstieg gut machbar. Bei Regen hätte das wieder anders ausgesehen. Oben erwartete uns eine atemberaubende Aussicht. Alles wirkte so klein im Tal. Wir konnten den bisher bewältigten Weg von oben sehen. Was ein tolles Gefühl darauf zurückzuschauen und gleichzeitg auf so einem Berg zu stehen.
Lieber Erbsensuppe im Topf als in der Luft
Das Wetter in den Bergen ändert sich enorm schnell. Vor einigen Minuten genossen wir noch wärmende Sonnenstrahlen. Kurz danach steckten wir mitten in den Wolken. Der weite Blick in die Ferne war dahin. Wir befanden uns nun, wie Jonathan so schön sagte, in einer „Erbsensuppe“. Bei solchen Metaphern stieg direkt der Appetit. Auf 1.200m stellt das Kochen allerdings neue Herausforderungen dar. Während Wasser gut verfügbar ist, mangelt es an qualitativem Brennmaterial. Glücklicherweise hatten wir im Tal einiges gesammelt. Aber wie es die nächsten Tage auf dieser Hochebene wird, wird spannend.
Trotz dem Regen Sonne sehen
Auch wenn die erste Woche im Hardanger schon sehr anstrengend war, bereuen wir es nicht die Tour gestartet zu haben. Wir lernen so viel bei all diesen Herausforderungen. Eins der wichtigsten Eigenschaften ist hierbei Geduld. Wenn das Wetter schlecht und der Rucksack schwer ist, die Beine müde sind und dann noch der Wanderweg nicht zu finden ist, ist es nicht weit zum „sich ärgern“. Aber besser wird es dadurch nicht. Geduld und der dankbare Blick für die kleinen Dinge sind hingegen goldwert.
Wir lernten vieles neu und mehr zu schätzen. Eine Regenpause, ein kleines Sonnenloch, das Zelt ohne Regen aufzubauen, warme Kleidung, warmes Essen und der nächste erreichte Ladebalken der Powerbank erfüllten uns mit Dankbarkeit. All diese Dinge sind nicht selbstverständlich. Diesen dankbaren und geduldigen Blick wollen wir behalten.