Wakatobi – Reise ins Nirgendwo
Unser nächstes Ziel: Wakatobi
Indonesien ist wirklich ein beeindruckendes Land. 17.508 Inseln, drei verschiedene Zeitzonen, der artenreichste Regenwald weltweit und soo viel zu entdecken. Die Vielfalt an Land und unter Wasser ist enorm. Am liebsten würden wir mehr Zeit in diesem „Land“ verbringen, aber die Regenzeit ist langsam am kommen. Nach unseren Recherchen sollte das Inselgebiet Wakatobi aber noch davon verschont sein. Daher sollte dies unser nächstes Ziel sein. Wakatobi besteht aus vier kleinen Inseln in der Nähe von Sulawesi: Wangi-Wangi – Tomia – Kaledupa – Binongko. Die Anfangsbuchstaben der kleinen Inseln formen den wohl klingenden Namen Wakatobi.
Mit dem Zug nach Surabaya
Um nun die Inseln im Nirgendwo zu erreichen, startete unsere Reise mit dem Zug von Yogyakarta nach Surabaya. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut organisiert das abläuft. Das Ticket wird vorher gekauft. Um das Gleis betreten zu können, mussten wir durch einen „Check-in“. Hier wurden Ticket und Reisepass kontrolliert. Somit wird das Risiko auf Schwarzfahrer enorm reduziert. Außerdem gibt es keine gestressten Schaffner an Bord. Für jeden gab es reservierte Plätze und niemand musste stehen.
Surabaya – schnell weg von hier
Surabaya zählt zu den typischen Großstädten Indonesien’s. Unter Touristen ist diese Stadt vor allem aufgrund ihrer Nähe zum Vulkan Bromo und Mount Ijen beliebt. Letzerer ist bekannt für sein blaues Feuer in der Nacht. Hätten wir mehr Zeit gehabt, wären diese zwei Naturgewalten für uns sicherlich ein Reiseziel wert gewesen. Aber unser Flug nach Wakatobi war bereits gebucht.
Unsere Unterkunft lag in der Nähe vom Flughafen und damit mehr in einem Vorort. Auf der Suche nach Mittagessen trafen wir auf seltsame Gestalten. Das war das erste Mal in Asien, dass wir wirklich das Gefühl hatten „hier sollten wir uns nicht lange aufhalten“. Nachdem wir Essen bekommen haben und uns in einem Minimarkt mit einer Wassermelone zum Abendessen eindeckten, ging es schnell wieder nachhause.
Weiterflug mit Lion Air
Am nächsten Morgen startete unser Weiterflug nach Kendari. Beunruhigend war die Tatsache, dass wir mit der Airline flogen, die in der letzten Woche einen Flugzeugabsturz mit 0 Überlebenden verzeichnen musste. Am Flughafen angekommen stellten wir fest, dass sich die Flugnummer geändert hat – die Maschine wurde (hoffentlich zum Guten) ausgetauscht. Wir gaben unser Gepäck auf und genossen danach unser Frühstück: Reis mit Tofu, Tempeh und Gemüse. Das (der? – welcher Artikel ist der richtiger?… :D) Tempeh in Indonesien ist einfach unglaublich lecker.
Über Makassar nach Kendari
Wir rechneten damit ca. vier Stunden in der Luft zu sein. Um so überraschender war es, als nach ca. einer Stunde Flugzeit die Landung eingeleitet wurde. Stimmte etwas nicht mit dem Flugzeug? Aber dafür schienen alle an Bord viel zu entspannt. Wir hatten ganz einfach übersehen, dass wir in Makassar einen Zwischenstopp haben und über den Transit-Bereich zum nächsten Flugzeug gelangen sollten. Und das im Highspeed, denn die Maschine wartete schon. So wurden wir durch sämtliche Gates hindurchgewunken, um unseren Flieger rechtzeitig zu erreichen.
Schließlich kamen wir in Kendari an und waren froh, dass wir bisher wohl behütet wurden. In Kendari erlebten wir wieder die indonesische Gelassenheit: Unser Weiterflug nach Wangi-Wangi hatte fast zwei Stunden Verspätung. Aber alle waren gut gelaunt und entspannt. Während wir im Wartebereich saßen und auf unseren Flieger warteten formierte sich eine Musik-Band aus Flughafen-Mitarbeitern und musizierte 20 Minuten für alle Fluggäste… Das war toll. Ich hatte richtig Lust mitzumachen. 😀
Weiter gehts mit Propeller
Der Flughafen Matahora auf Wangi-Wangi wird nur von einer mittelgroßen Propellermaschine angefahren. Für mich war es das erste mal mit so einer Maschine zu fliegen. Das war toll!!! Wir waren mal wieder die einzigen Touristen und damit in dem kleinen Flugzeug sehr auffällig. Von nun an würden wir seeeehr häufig die Worte „Hello Mistaaaar“ hören. Und damit ist nicht nur Jonathan angesprochen. Manche, die bisschen mehr englisch können, sagen dann noch „Missis“. 😉 Die Einheimischen schienen sich auf jeden Fall zu freuen, zwei große Weiße mit an Bord zu haben.
„Welcome to Wakatobi“
Die Propellermaschine startete und schon bald lag unter uns blaues Wasser. Die Sonne stand bereits tiefer und verzauberte alles in warme, kräftige Farben. Wir fragten eine Stewardess, ob wir während dem Flug filmen dürften. Kein Problem! Sogar beim Landen durfte die Kamera anbleiben. Die Aussicht war toll und wir freuten uns auf die Zeit in Wakatobi – irgendwo im Nirgendwo.
Ankunft auf Wangi-Wangi
Nach dem wir das kleine Flughafengäude auf Wangi-Wangi verlassen haben, wurden wir das erste mal in Asien von keinen hungrig-wartenden Taxifahrern überfallen. An sich war das sehr angenehm. Allerdings gibt es hier auf der Insel auch einfach keine Taxen, genauso wenig wie GrabCar. Normalerweise kommt man hier mit einem Motorrad von A nach B. Und wenn man gerade keins hat, dann ruft man einfach „Ojek“. Schließlich wird man dann von einem anderen Motorradfahrer gegen Bezahlung mitgenommen.
Unterkunftssuche
Das mit den Unterkünften ist auf Wakatobi auch so eine Sache. Einige Unterkünfte lassen sich zwar übers Internet buchen, doch gerade die günstigen Homestays haben entweder nur eine Telefonnummer angegeben oder sind nur vor Ort zu finden. Wir probierten es bei der ersten Unterkunft, die allerdings keinen freien Raum mehr hatte. Die nächste war auch voll. Also liefen wir paar Straßen weiter und fanden schließlich eine Bleibe. Wir lernen den Wert eines Bettes und eines Dachs über dem Kopf hier nochmal neu zu schätzen.
Weiterfahrt nach Tomia
Doch Wangi-Wangi war nicht unser eigentliches Ziel. Wir wollten zwei Inseln weiter, auf die Insel Tomia. Zum Schnorcheln und Tauchen sollte dies der schönste Ort Wakatobis sein. Das Boot sollte um 9Uhr am Hafen ablegen. Nachdem wir den Hafen erst zu Fuß suchten und anschließend auf zwei Ojeks aufstiegen, erreichten wir überpünktlich das Boot, bzw. den Holzkahn. Das Holz verrottete bereits an einzelnen Stellen und der Lack blätterte stark ab. Aber es schien im Wasser zu schwimmen. Als wir an Bord gingen merkten wir schnell, dass der Passagierraum perfekt an die Körpergröße der Indonesier angepasst war. Kopfstoßen und gekrümmtes Laufen waren somit für uns vorprogammiert.
Bootsfahrt im Liegen
Auf einem Luxusdampfer liegt man in Liegestühlen. Auf einem indonesischen „Regular Boat“, liegt man auf einfachen Matratzen. 😀 Hier ist das Liegen deutlich günstiger, wenn auch vielleicht nicht ganz so komfortabel. Wir machten es uns auf zwei Matratzen bequem und fixierten unsere Rucksäcke.
Der Innenraum vom Boot gestaltete sich folgendermaßen: vom Bug ausgehend gab es Platz zum Transport einiger Waren, wie z.B. einem Motorrad, oder Kühlschränken. Danach kommen links und rechts ca. 30 Liegemöglichkeiten, die wie Hochbetten strukturiert sind. Wir lagen oben und hatten somit eine Art Fenster. Man könnte es aber auch „großes Loch in der Holzwand“ nennen. Danach ging es runter in dem Motorraum, der auf dieser Fahrt noch häufiger besucht werden sollte.
Am Heck gab es sogar eine kleine Toilette. Auf dem Dach wurden weitere Waren befestigt, wie Eier, Fließen und Trinkwasser. Das Boot war ziemlich stark beladen und die Matratzen waren voll besetzt. Etwas tiefer gelegen verließ das Boot den Hafen.
Nach einiger Zeit steckten wir in grauen Wolken und es fing an zu regnen. Am Anfang nur wenig, doch es wurde immer stärker. Wir versuchten unsere Holzfenster mit den dafür vorgesehenen Holzbrettern zu verschließen. Doch waren diese zum Teil so verzogen, sodass sie nur ein kleinen Regenschutz gewährleisteten. Zusätzlich tropfte es irgendwann von oben. Mit Liegen war es nun vorbei. Wir setzten uns an den Fußrand, wo wir am wenigsten vom Regen abbekamen.
Mit Zunahme des Regens verschlechterte sich auch die Sicht. Anscheinend gab es Navigationsprobleme, da nun ein paar Einheimische umher liefen und eine Seekarten-App auf dem Handy offen hatten. Nur so konnten sie feststellen, wo sich die verschiedenen Riffe befinden und diese dann umfahren.
Motorprobleme
Schon seit das Boot am Hafen abgelegt hat, schien es häufiger Motorprobleme zu geben. Ein Matrose ging vermehrt mit Schwimmbrille von Bord und kam dann total nass wieder aufs Schiff. Dann verschwanden einige Männer im Maschinenraum. Plastiktüten wurden gebracht. Irgendetwas schien nicht zu funktionieren. Das bestätigte sich, als das Boot mehrmals zum Erliegen kam.
Nun wurden wir von den sanften Wellen hin und her getrieben. Schließlich startete die Mannschaft einen Benzin-Generator, um die Elektrizität aufrecht zu erhalten. So konnten die Männer nun mit Licht das Maschinenproblem untersuchen. Gleichzeitig war die Elektrizität für die Steuerung des Bootes und die Pumpen wichtig. Die Luft bestand nun aus den „gesunden“ Abgasen des Generators, gepaart mit dem „Duft“ der ständig qualmenden Zigaretten der einheimischen Männer. 😀
Boat-hopping
Doch der Motor wollte nicht mehr richtig funktionieren. Es wurde viel Zeit und Mühe investiert, damit es wieder geht. Der eine Matrose ging noch sehr häufig schwimmen. Uns schienen ihre Bemühungen etwas sinnlos und zeitverschwenderisch, aber wir beobachteten das ganze Treiben geduldig von unseren nassen Matratzen aus. So kam es schließlich, wie wir es schon vermutet hatten: Wir mussten das Boot wechseln. 3 Stunden waren wir nun auf dem Kahn unterwegs und immer noch in der Nähe der Insel, von der wir gestartet sind.
Naja, es heißt ja auch, dass die Überfahrt von Wangi-Wangi nach Tomia 4-6 Stunden dauern kann. 😀 So stiegen wir nun durch eins dieser größeren Holzfenster auf das nächste Boot. Kopfstoßen war wieder vorprogrammiert. Hinzu kam, dass die Einheimischen im neuen Boot in dem Gang stehen blieben und wir mit unseren großen Rucksäcken kaum vorbei kamen. 😀
Ankunft auf Tomia
Nach zwei weiteren Motorpannen auf dem neuen Boot, erreichten wir nach 7 Stunden die Insel Tomia. Wir waren froh, dass es am Ende doch noch geklappt hat. Müde und hungrig verließen wir das Boot. Die Einheimischen waren nun mit dem Abladen der ganzen Waren beschäftigt. Nach drei Minuten Fußmarsch erreichten wir unsere Unterkunft. Praktisch, dass diese direkt am Hafen lag. Unsere komplette Zeit auf Tomia hausten wir im „LaboreStay„, der Unterkunft von Fahmi und seiner lieben Familie. Zahlreiche gute Gespräche, wertvolle Reisetipps und ein gemütliches Zimmer machten unseren Aufenthalt dort zu einer unvergesslichen Zeit.
Elisabeth & Hartmut
10. Dezember 2018 @ 16:19
10.12.18
Liebe Anne, lieber Jonathan,
mit großem Vergnügen und Schmunzeln sahen wir erst eure letzten Videos und lasen nun euren Bericht.
Wir stellen auch hier wieder einmal fest: Die Deutschen haben die Uhr und auch die Indonesier haben die Zeit…
Auch ihr habt euch offensichtlich schon sehr angepasst – siehe eure Gelassenheit auf dem Boot.
Auf der Insel fühlt ihr euch nun sicher fast wie Robinson?!
Gibt es dort keine Plagegeister – Mücken?
Wie sieht es denn allgemein mit der Sauberkeit aus? Was man jetzt so erfährt über Plastemüll in den Gewässern und Meeren, das ist so erschreckend. Und wir Deutschen tragen ja mit unseren Umverpackungen einen Anteil dazu bei.
Nobel, sogar eine Toilette an Bord des Bootes. Das hätte ich nicht gedacht!
Beim Schnorcheln hätte euch Elisabeth am liebsten begleitet. In der Adria hatte sie mal das Vergnügen in einem großen Schwarm Fische zu schwimmen. Die Unterwasserwelt ist faszinierend, aber bei euch ist es viel schöner und vielseitiger!
Ihr seid jetzt weit ab der Touristenpfade. Unsere Erfahrung ist, dass man so viel besser das Leben der Einheimischen kennenlernt. Ihr erlebt es ja auch so, diese Gastfreundschaft ist toll! Das sind Erlebnisse, die man in Erinnerung behält und die keiner nehmen kann. Unsere Erfahrung ist auch, je ärmer die Menschen sind, desto herzlicher ist die Gastfreundschaft.
Nun sind wir gespannt, wie es weitergeht.
Bleibt behütet, gesund und kommt gut wieder aufs Festland zurück.
Es grüßen euch eure
Elisabeth und Hartmut
reiseeinfachundlebe
20. Dezember 2018 @ 15:49
Hallo ihr beiden,
schön euren Beitrag zu lesen.
Es hat tatsächlich Robinson-Charakter. Jonathan verstärkt dieses Gefühl noch mit seinem Bart und seiner Frisur 😀 aber ein längerer Bart ist hier in Asien garnicht so verkehrt, was Ausstrahlung angeht.
Jaja, die Mücken gab es auch dort. Von 17-19Uhr ist meistens das größte Treiben. Wobei wir auch festgestellt haben, dass sie besonders dann aktiv sind, wenn es kurz danach regnet… Sozusagen der asiatische Wetterfrosch. 😉
Das mit dem Plastikmüll ist wirklich schade. In Europa bekommt man ja fast alles zugeschweißt. Und hier wimmelt es überall von diesen Plastiktüten…
Oh, wir waren sehr froh, dass es eine Toilette gab! 😀 sonst wäre die lange Fahrt ein anstrengendes Blasentraining geworden 😉
Das ist schön, dass du, Elisabeth, auch mal das Vergnügen hattest mit einem großen Fischschwarm zu schnorcheln. Es ist ein tolles Gefühl und versetzt uns immer wieder in Staunen über diese wunderschöne, facettenreiche und detailreiche Schöpfung.
Da habt ihr Recht. Hier bekommt man viel eher einen Einblick in das Leben der Einheimischen. Schön ist, dass dort der Handy Konsum kaum vorhanden ist. Die Menschen sitzen zusammen, unterhalten sich, spielen Karten und es wird gemeinsam gegessen.
In diesem Sinne wünschen wir euch eine schöne Weihnachtszeit in gesegneter Gemeinschaft.
Liebe Grüße,
Jonathan und Anne
Elisabeth & Hartmut
10. Dezember 2018 @ 17:17
Liebe Anne und Jonathan,
gerade sahen wir euer Video von der Festung.
Unsere Frage betr. Müll habt ihr da schon beantwortet. Also auch hier, Plastik im Meer.
Schön, dass ihr an einer Umfrage teilnehmen konntet. Hoffentlich bewirkt es was!
Eine Änderung der „Mülldisziplin“ ist am erfolgreichsten über die Kinder und die Schulen. (Die Kinder erziehen die Eltern durch ihr neues Wissen und Handeln.)
Dieses erfuhren wir von einem erfolgreichen Projekt, welches in Mali lief.
Liebe Grüße von
Elisabeth und Hartmut
reiseeinfachundlebe
20. Dezember 2018 @ 15:54
Liebe Elisabeth und Hartmut,
davon haben wir auch gehört. Bildung ist hierbei wirklich unersetzlich. Bei den Erwachsenen ist zudem noch die Gewohnheit drin, dass sie ihr Essen im Bananenblatt bekommen und die „Verpackung“ dann am Ende einfach ins Gebüsch werfen können. Das gleiche passiert jetzt mit dem ganzen Plastik. Daher muss dort unbedingt ein anderes Bewusstsein geschaffen werden.
Viele liebe Grüße
die Weltenbummler