Phong Nha, Tien Son & Paradies Höhle
35.Woche
Phong Nha Ke Bang Nationalpark
Der im nördlichen Zentralvietnam liegende Nationalpark beeindruckt mit seinen tief grünen Farben, dem kantigen Karstgebirge und den tief hängenden weißen Nebelschwaden. Riesige Höhlennetzwerke sollen sich hier im Bauch der Erde entlang schlängeln. Tropischer Wald bedeckt die Berge und lässt nur wenig Licht auf den Boden fallen. Wir entdecken ein Gebiet, welches noch sehr ursprünglich scheint. Wasserbüffel werden zum Umgraben der Reisfelder eingesetzt, während die Einheimischen bis zu den Knien im Schlamm versinken. Die Bewohner des kleinen Örtchen Son Trach scheinen sich mit einfachen Dingen ein schlichtes, glückliches Leben zu machen.
Stark umkämpftes Gebiet
Der Phong Nha Nationalpark liegt in einem Gebiet, welches während des Vietnamkrieges stark umkämpft wurde. In der Nähe befand sich die damalige Grenze zwischen Nord- und Südvietnam. Auch verläuft hier der bekannte Ho-Chi-Minh-Pfad entlang. Während des Vietnamkrieges diente dieser als Verkehrsweg, um verschiedene Waren u.a. nach Süden zu transportieren. Vor allem unter der amerikanischen Operation „Rolling thunder“ wurde der Ho-Chi-Minh-Pfad stark bombadiert. Doch die Amerikaner schafften es nie diesen vollständig zu zerstören. Nicht nur dieser Pfad wurde als Transportweg genutzt. Der durch den Nationalpark fließende Fluss Song Con diente ebenfalls dazu, Waffen und Nahrung in den Süden zu transportieren.
Phong Nha Höhle
Diese Manöver fanden in der Nacht statt, um von den Amerikanern nicht entdeckt zu werden. Tagsüber wurden die Flöße in der 7km langen Phong Nha Höhle versteckt. Der Vietcong nutzte diese Höhle nicht nur als Lagerstätte für Waffen, sondern auch als Krankenhaus. Kaum vorstellbar, wie hier verletzte und kranke Menschen versorgt wurden. Natürlich entdeckten die Amerikaner irgendwann das Versteck und begannen den Eingang zu bombadieren. Die Spuren davon sind heute noch an der Felswand zu erkennen.
Für uns ist es aufregend und spannend solch einen geschichtsträchtigen und gleichzeitig natürlichen Ort zu erkunden.
Bootsfahrt zur Höhle
Die Phong Nha Höhle ist nur mit einem Boot zu erreichen, da sie mit Wasser geflutet ist. Wir starteten früh in den Tag, um großen Touristenmassen auszuweichen. So kam es dann, das wir die einzigen waren, die so früh ein Boot mieten wollten. Da es uns die Ruhe Wert war, bezahlten wir zu zweit das für 12 Gäste ausgelegte Boot (was trotzdem günstiger als eine geführte Tour war). Bis wir die Höhle erreichten, fuhren wir 45 Minuten durch malerische Morgenstimmung. Die Wolken hingen noch tief in den Bergen und kühle Luft umgab uns. Kleine Boote lagen auf dem Fluss, von denen aus Einheimische Seegras sammelten. Als Werkzeug dienten riesige Gabeln. Einer benutzte sogar asiatische Stäbchen in Riesenformat. Das Seegras wird u.a. als natürlicher Dünger für die Reisfelder eingesetzt.
Der Höhlenmund
Schließlich erreichten wir den gewaltigen Kalksteinberg. An der gerade herunterfallenden Wand waren noch die Detonationsspuren sichtbar. Direkt über dem Flusswasser befand sich eine kleine ovale Öffnung. Der Motor des Bootes wurde abgeschaltet. Unsere zwei vietnamesischen Bootsfrauen begannen nun zu paddeln. Hätten sie noch zwei weitere Paddel gehabt, hätten wir gerne mitgemacht. Kurz nach dem Eingang kam das Wasser der Höhlendecke sehr nahe. Verständlich, dass während der Regenzeit die Höhle aufgrund des hohen Wasserstandes für Touristen manchmal nicht besuchbar ist. Nach dieser schmalen Stelle eröffnete sich uns eine neue Welt.
Im Bauch der Erde
Vereinzelt ragten säulenartige Stalagmiten in den bis zu 50m hohen Höhleninnenraum. Andächtige Stille umgab uns. Nur das regelmäßige Klackern des Ruderpaddels verriet, dass wir hier unterwegs waren. Über uns beobachteten wir unterschiedliche Stalagtitenformen. Beeindruckend, was für eine Welt sich uns hier eröffnet. Wir versuchen uns vorzustellen, wie hier Kranke versorgt wurden und Menschen ausgeharrt haben, während draußen die Bomben nieder prasselten. Die großen, ausgespülten Innenräume erinnern an eine Kathedrale. Mit dem Boot erkunden wir den ersten Kilometer der Höhle. Die restlichen sechs sind nicht beleuchtet und daher ohne Tourguide nicht zugänglich.
Tien Son Höhle
Sozusagen direkt um die Ecke befindet sich eine zweite beeindruckende Höhle mit dem Namen „Tien Son“. Dieser bedeutet „trockene Höhle“ und formt somit das Gegenstück zur Phong Nha Höhle. Um zum Eingang zu gelangen, geht es 400 Stufen hoch. Zwischendurch machten wir eine kleine Pause und naschten unsere Kekse. Wir beobachteten, wie nun einige gut gefüllte Boote in die Höhle fuhren und freuten uns gleichzeitig, dass wir so viel Ruhe beim Erkunden hatten. Frühes Aufstehen lohnt sich! 😀
Im Bauch der Erde – Teil 2
Der Höhleneingang war von großen Bäumen und Lianen bewachsen, was dem ganzen einen urigen Charakter verlieh. Wie spannend es sein muss, beim Wandern plötzlich solch eine Höhle zu entdecken. Auch hier kamen wir wieder in den Genuss, die 1km lange Höhle für uns alleine zu erkunden. Der Weg ging über Treppenstufen und verschiedene Stege in das Innere. Ganz anders als die Phong Nha Höhle handelte es sich hier um ein stark verwinkeltes Labyrinth von zahlreichen Tropfsteinen.
Beeindruckende Schönheit unter der Erde
Ein Stalagmit folgt dem nächsten. Von ihrer Größe und Majestät übertreffen sie sich gegenseitig. Wir redeten kaum ein Wort, so beeindruckt waren wir von dieser gewaltigen Schöpfung. Wassertropfen fielen gleichmäßig herunter und formten so Stück für Stück die skurrilen Strukturen dieser Höhle. Unsere Kreativität wurde angeregt: Gefrorene Wasserfälle, Figuren, Tiere und vieles mehr sind zu erkennen. Fledermäuse mussten wir uns nicht kreativ vorstellen. Die flogen tatsächlich an uns vorbei.
Fazit zu unserem Höhlentag
Nach ca. 4 Stunden war unser Höhlenausflug vorbei. Es hatte sich so gelohnt früh in den Tag zu starten. Ruhe und Menschenleere ermöglichten die besondere Atmosphäre in den Höhlen. Die Phong Nha Höhle beeindruckte uns vor allem mit ihrer historischen Bedeutung. Tien Son versetzte uns mit seinen eng verwinkelten Wegen, dem Labyrinth an unterschiedlichsten Tropfsteinen in ehrfurchtsvolles Staunen. Es ist einfach faszinierend, welche Schönheit sich verborgen unter der Erde befindet.
Durch den Nationalpark zur nächsten Höhle
Am nächsten Morgen starteten wir unsere Tour zur Paradies Höhle, die bekannteste der drei Höhlen. Mitten im Dschungel verborgen, dauerte es fast 1 Stunde die Höhle mit dem Motorrad zu erreichen. Dafür ging die Route durch den Nationalpark und wir wurden mit toller Aussicht belohnt. Wie eine warme Bettdecke deckten die dunkelgrünen Pflanzen große Gebiete zu. Dazwischen ragten gigantische Kalksteinfelsen empor. Auch an diesem Morgen hingen die Wolken tief und verliehen dem ganzen einen spannenden, gleichzeitig unheimlichen Charakter.
Sehr touristisch angelegt
Um zur Höhle zu gelangen mussten wir noch ca. 30 Minuten laufen. Hinter uns hörten wir einen Touribus auf den Parkplatz rollen. Um der Masse zu entfliehen, beschleunigten wir unser Tempo. Aber viel Vorsprung gewannen wir nicht, denn gegen Aufpreis kann man sich die Strecke auch vom Golfwagen fahren lassen. Diese Höhle hier ist stark für Touristen ausgelegt, was uns nicht ganz so gut gefällt. Trotzdem waren wir gespannt, wie die Höhle von innen aussieht.
Paradies Höhle
Der Eingang ist wirklich klein. Umso beeindruckender, was sich dahinter verbirgt. In der Höhle geht es einige Stufen herunter und dann auf einem Steg in den ersten Kilometer der Höhle. Angestellte fegten den Stegboden und unterhielten sich dabei, Arbeiter bauten einen neuen Steg aus. So war die besondere Ruhe zum Höhlenerkunden nicht ganz gegeben. Auf unserem Rückweg kamen uns dann Tourigruppen mit blauen und orangenen Mützen entgegen. Der Geräuschpegel stieg enorm an.
Fazit Paradies Höhle
Als teuerste Höhle von allen, haben wir ehrlich gesagt mehr erwartet. Die Höhle beeindruckte mit ihren riesigen Innenräumen und großen Tropfsteinskulpturen. Doch die vielen Besucher können die besondere Atmosphäre stark verringern. Und dabei waren wir hier in der Nebensaison. Uns hätten vor allem die nächsten Kilometer der Höhle interessiert, die nur mit einer teuren Tour erkundet werden können. Aber die Fahrtstrecke zur Höhle, die übrigens auch über den Ho-Chi-Minh-Pfad ging hat sich sehr gelohnt.
Folgende Videos ergänzen den Beitrag
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Elisabeth &Hartmut
31. Januar 2019 @ 17:25
Liebe Anne und Jonathan,
die von euch besuchten Höhlen sind ja wirklich fantastisch.
Erstaunt sind wir, dass man die Höhlen alleine besichtigen darf – für euch natürlich von Vorteil. Der Tourilärm, oh Graus!
Wenn man die grüne Natur sieht, kann man sich gar nicht vorstellen, dass riesige Flächen von den Amerikanern während des Krieges mit Agent Orange entlaubt wurden, um die Vietkongs zu finden, was auch zu schweren Vergiftungen der Bevölkerung führte. Welcher Wahnsinn fand dort statt!
Ja, im Norden Vietnams habt ihr vielleicht Glück, auf Deutschkenntnisse zu stoßen.
Kürzlich unterhielten wir uns mit einer Vietnamesin in Halle auch über euch. Sie sagte, dass ihr genau die richtigen Länder in Südostasien besucht habt, da sie sehr verschiedene Kulturen haben.
Habt noch eine schöne Zeit und bleibt behütet.
Herzlich willkommen demnächst daheim! Eure Familien werden sich freuen!
Liebe Grüße von euren immer mit Spannung lesenden und sehenden
Elisabeth und Hartmut
reiseeinfachundlebe
3. Februar 2019 @ 5:59
Liebe Elisabeth, lieber Hartmut,
danke für eure Nachricht!
Wir sind selbst noch unsere Aufnahmen von den Höhlen am Genießen. Die Paradies Höhle finden wir in dem Video sogar viel schöner als in echt, da kein Tourilärm zu hören ist. 😀
Bezüglich der grünen Natur und der Geschichte Vietnams habt ihr wirklich Recht. Das Video, das heute Abend online kommt, beschäftigt sich nochmal mit dem Vietnamkrieg. Das alles hat uns schwer beeindruckt.
Das ist ja schön zu hören und dann noch von einer Asiatin! 🙂
Danke für eure Wünsche. Wir wünschen euch eine schöne neue Woche und senden euch liebe Grüße aus Ho Chi Minh, bzw. Saigon,
Jonathan und Anne